Höre Dir die Musik beim Durchsehen der Gedichte-Seite an

`Wenn das Glück vom Himmel fällt`
Autor: Schneiderbanger Andreas
Illustrator: Marcus Bräuer
Seitenzahl: 149 - 16 Kapitel
Preis: Offen
ISBAN: Offen
Wichtig: Noch nicht verkäuflich, ist vollständig bebildert aber nicht lektoriert
Publikation: Vermutlich im Jahr 2028. Eventuell früher. Muss noch lektoriert werden. 20% an MUT
Ein Strauß Blumen
Fliegen kreisen unter dem Schirm meiner Schlafzimmerlampe. Ich beobachte sie seit Stunden von meinem Bett aus. Dort liege ich und resigniere. Ich fühle mich einsam. Wenn die Liebesnot nur vorübergehend wäre. Das geht aber schon seit langer Zeit so. Hoffnungslosigkeit macht sich in mir breit. Gehe noch etwas einkaufen. Nur was? Ich habe was ich brauche. Ich erhebe mich aus dem Bett und lege Zeitungen auf meinen Schoß. Ich sitze auf der Kante meines Bettes und gehe Bekanntschaftsanzeigen durch, wie jeden Tag - stundenlang. Freunde? - Fehlanzeige!1 Freundin? Gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr. Der Grund meiner Resignation ist: Mit fehlt eine Partnerin! Eine mit der ich über alles reden kann. Über Sorgen, Probleme, so auch über Gefühle. Ich suche seit Jahren vergebens eine Partnerin fürs Leben, mit der ich gemeinsam etwas aufbauen kann, Kinder bekomme und ein Haus im Grünen kaufen kann. Mit fehlt eine Perspektive in der Liebe. In einem Bericht zum `Sozialen Armut`, erfuhr ich, das soziale Unsicherheit eine Ursache für Kontaktarmut ist. Auch die fehlender Familienbünde. Auch die Wohnsituation, ob in Mietshäusern in Großstädten oder auf dem Land in einem Dorf, in einem Einfamilienhaus macht schon viel aus Besonders alte Menschen sind davon betroffen. Weil sie bereits viele ihre Angehörigen, Eltern, Verwandte, Freunde wie auch Bekannte verloren haben. Mir schießt dieser Satz durch den Kopf: `Niemand wusste von ihm, niemand vermisste ihn. Nicht die Nachbarn, nicht die Behörden. Niemand. Er hatte ein Telefon, und wusste nicht wozu. Das symbolisiert das erschreckende Ausmaß der Anonymität, die in unserer `Ego-Gesellschaft` weit um sich gegriffen Verantwortungen, Verpflichtungen und Bünde in Familie und Freunde sind dem Konsum zum Opfer gefallen.
Ich sehe mir die Bekanntschaftsanzeigen genauer an. Unter den Anzeigen entdecke ich folgenden Text: `Fernseher sucht netten Gesprächspartner`. Die Anzeige hätte unter der Rubrik „`Verkaufe - Fernseher` “ stehen müssen. Da steht eine Telefonnummer. Ich rufe an. Etwas nervös bin ich schon, aber auch neugierig, was es mit der `falschen` Anzeige auf sich hat. Obwohl sich der Fehler bestimmt wird aufklären lassen. „Ja, bitte?!“ Eine Frauenstimme. Ich sage ihr, dass ich aufgrund einer Anzeige anrufe und in Erfahrung bringen will, welcher Fehler bei der Veröffentlichung dieser Anzeige mit der Telefonnummer vorliegt, welche ich soeben gewählt habe. Eine Anzeige für einen Fernseher hat ja schließlich nichts unter der Rubrik: `Bekanntschaften` zu suchen, informiere ich die Frau am anderen Ende des Hörers.
„Es ist kein Irrtum“, erklärt mir die Frauenstimme. Jetzt fühle ich mich aber verschaukelt. Es entsteht eine kurze Pause. Die Stimme: „Sind sie noch dran?“ Da ich mich ohnehin langweile, mache ich dieses `Veralbern-Werden` mit. Wir plaudern hin und her. Über das Leben, die Politik…. . Bis in die Nacht hinein. Immer wenn ich sie anrufe - dass geht mittlerweile auf die zweite Woche zu, und ich von ihr wissen will, wie sie aussieht, erzählt sie mir, dass sie ein Sony KV-21X5D sei. Ein älteres Modell. Für die Digitalnutzung ungeeignet. Ich antworte ihr folglich: „Natürlich, sie sind ein Fernseher!“ Geht sie ins Theater, ins Kino oder zum Italiener Essen? Nein, wie auch. Die Stimme: „Fernseher können nicht gehen!“ Mit ihren Aussagen darüber, wie sie aussieht, kann ich gar nichts anfangen, aber wie ein Mensch fühlen kann sie. Sagt, dass sie sich ebenso langweilt, wie ich, sie sich schrecklich allein fühlt.
Heiraten, Kinder kriegen oder auf die Toilette gehen, kann sie natürlich nicht. Als ich sie frage, wieso sie mit mir reden könne, glaube ich sie festgenagelt zu haben. Pustekuchen!. „Wieso?“, fragt sie, „kann dein Fernseher nicht `sprechen`?“ „Sicherlich“, sage ich ihr „ aber nicht so wie wir, direkt miteinander.“ „Tja“, sagt sie, „ich kann es eben!“ Ich unterlasse es fortan, sie nach ihrem Aussehen auszufragen, da es zu nichts führen würde. Wir verabreden uns Abend für Abend für ein weiteres Gespräch. Ich erzähle niemanden von den Telefonaten mit ihr, wem auch? Mit meiner Familie habe ich mich schon seit langem überworfen, da sich ihr Leben um sie dreht. Sie rufen mich nie an, Post oder Besuche bekomme ich von ihnen nie. Als Kind wurde ich von meinem ständig besoffenen Vater regelmäßig verprügelt, Mutter sah dabei zu. Sie entschuldigte sich damit, dass sie sich nicht von ihrem einstigen `Traummann` - meinem Vater, lösen könne. Ich bin Arbeitslos, und habe selbst zwei Kinder groß gezogen - kindgerecht versteht sich. Beide studieren, Marie-Louise, 27, Sozialpädagogik und Martin, 23, Maschinenbau.
Wer weiß, vielleicht steckt hinter der Stimme doch eine junge und schöne Frau, die auf Nummer sicher gehen will. Als ich sie zu einem Kaffee einladen will, fragt sie mich amüsiert: „Hast Du jemals einen Fernseher essen und trinken gesehen?!“ Die ist hartnäckig. Klug allemal. Wir verstehen uns sehr gut. Sie antwortet auf meine bohrenden Fragen gelassen und ruhig. Wir sind uns ziemlich `nahe`, wie man mit einem `Fernseher` sein kann. Ich kenne ihre und sie meine Sorgen. Ihre Stimme wie Gefühlsregungen sind die einer Frau. In meinem ganzen Leben traf ich keine Frau, die mir derart aufgeschlossen und geduldig zuhörte, wie sie es tat. Meine Langeweile verschwindet stetig.
Es geht mir besser. Ich kaufe wieder mit Freude ein, meine Wohnung ist nunmehr aufgeräumt und meine Laune befindet sich auf ein Spitzenhoch. Wir scherzen hin und wieder, lachen und grübeln über dieses und jenes. Doch meine Anrufe werden immer seltener, da ich neuerdings oft unterwegs bin - Freunde kennen gelernt habe. Ich erzähle ihr davon und sie freut sich mit mir darüber. Heute merkt sie, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt. Und da rutscht es aus mir heraus. „Ich liebe Dich!“ Ich habe mich in sie verliebt. „Lieb von Dir“, sagt sie, „es kommt, wie es kommt.“ Sie weiß, wie ich aussehe, doch ist ihr sexuelles Interesse an mir gleich null. Ich bin 1,80 m, 27 Jahre jung, trage schwarzes volles Haar, bin athletisch und wiege neunundsiebzig Kilogramm. Vielleicht hat sie einen anderen Geschmack. Eines Tages erzähle ich ihr, dass ich die Schwester eines Freundes – den ich kürzlich kennenlernte, kennen gelernt habe. Sie findet mich anziehend, verriet sie mir. Die `Fernsehfrau` antwortet mir daraufhin: „Das ist super!“ Die Hoffnungen. einer Liebe mit ihr – der `Fernsehfrau` fällt so rapide ab, je stärker die Liebe zu der Schwester meines neuen Freundes wird. Meine „Fernsehfreundin“ bestärkt mich überdies darin, fest an die neue Liebe mit der Schwester meines Freundes zu glauben.
Die Stimme der `Fernsehfrau` klingt stetig verzerrt, bis sie fast abgerissen klingt, je mehr ich ihr von meiner Liebe erzähle. Sie sagt mir, dass darin wohl der Sinn ihrer Fähigkeit bestünde, als Fernseher sprechen zu können. Zumindest glaube sie das. Denn es sei für sie immer schmerzlich, wenn sie wisse, die Beziehung mit ihr und einem wie mich gehe sodann ihrem Ende zu, wenn sich eine neue Liebe für ihren Gesprächspartner andeutet. Doch traurig sei sie nicht mehr darüber, eher glücklich, anderen dabei behilflich sein zu können, eine Partnerin zu finden, indem sie ihren Gegenüber dazu verhelfe, Selbstbewusstsein aufbauen zu können. Dann geschieht es. Ich habe es verdrängt.
Es kommt zu einer Verabredung mit dieser `Fernsehfrau`. Die Initiative dazu geht von ihr aus. Sie gibt mir die Anschrift eines Fernsehfachgeschäfts, in dem ältere Fernsehmodelle Kunden finden Ich mache mich zurecht, da mir wieder Zweifel darüber aufkommen, ob sie wirklich ein Fernseher ist oder nicht eine schüchterne Frau ist, die erobert werden will. Ich rasiere mich, dusche, schneide mir die Fingernägel und kleide mich mit dem Besten, was ich im Schrank zu hängen habe. Ich kaufe ein Strauß Blumen und stehe vor dem besagtem Fernsehfachgeschäft. Wer steckt hinter dem `Spiel`? Etwa eine junge Dame vom technischen Verkauf. Nervös betrete ich das Geschäft, in diesem ausgemusterte TV-Geräte, Musikanlagen, alte DVD-Recorder, Kaffeeautomaten, Radios, Antennentechnik herumstehen Ich entdecke einen Mann im Rentenalter mit einer Lesebrille auf der Nasenspitze sitzend. Er schraubt an einem Röhrenfernseher herum. Ich schaue über die laufenden Bilder vieler Fernsehapparate. Dort laufen gerade die Nachrichten. Es winkt mir jemand zwischen den Fernseher Die hat Nerven. Jetzt höre ich ihre gebrochene Stimme. Eine Hand winkt mich zu ihr. Ich würde behaupten wollen, sie sitzt irgendwo zwischen den Fernsehapparaten. Ich gehe zwischen den Reihen entlang und schaue um mich. Was soll das Versteckspiel? Vielleicht ist sie keine Schönheit und versucht auf diese Weise Schmähungen um ihr Aussehen zu umgehen. Oder werde ich von Lausbuben hochgenommen? Als ich an einem Fernsehapparat vorbei gehen will, trifft mich der Schlag. Bin ich komplett übergeschnappt? Weit und breit keine Menschenseele zu sehen und doch höre ich diese abflauende Stimme einer Frau neben mir. Ich gehe einige Schritte zurück und sehe… . Eine Nachrichtensprecherin zeigt mit ihrem Finger auf mich und winkt mich zu sich. Bin ich bei der `Versteckten Kamera`?“ Plötzlich höre ich wieder ihre Stimme. „Vielen Dank für die Blumen! “
So fängt es immer an
„Susan, packe sofort deinen Koffer!“ „Wieso?“ „Was wieso?“ „Du weißt schon!“ „Susan, versteh doch!“ „Aber was ist mit meiner Freundin?“ „Du weißt doch, Susan. Ich habe versucht, neu mit dir anzufangen. Für dich - für uns! Doch dieser verfluchte Alkohol. Wir können hier nicht bleiben, Susan. Versteh mich doch!“ „Wir bleiben nie länger als einige Monate irgendwo!“ „Was soll ich machen?! Der Job ist futsch, ich kann die Miete nicht bezahlen und dann noch der Stress mit Johnny!“ „Wieso lässt du dich auch immer mit solchen Typen ein?! Und was ist mit Beauty?“ „Komm her Liebling.“ „Nein! Was ist nun mit Beauty?!“ „Susan, du wirst in zwei Wochen fünfzehn, was willst du da noch mit einem alten Pferd?“ „Ich liebe sie!“ „Das Pferd gehört den Maibons, es ist alt und zu nichts mehr zu gebrauchen!“ „Sie ist meine Freundin!“ „Susan, ein Pferd kann keine Freundin sein. Du redest mit dem Pferd, als handle es sich dabei um einen Menschen!“ „Fang nicht wieder damit an. Ich rede mit ihr, weil sie und ich es wollen“ „Ach, mach doch was du willst!“ „Ja, jetzt greifst du wieder zur Flasche. Nie redest du mit mir. Willst mich nicht verstehen. „Susan, pack jetzt deinen Koffer!“ Seit Stunden sitze ich neben meiner Mutter und rede kein Wort mit ihr. Nach außen spielt meine Mutter immer die perfekte Mutter. Ihr Leben bestimmt seit ich zwölf bin der Alkohol. Sie arbeitete in wechselnden Jobs, in der Reinigung von Büros, im Verkauf an einer Bar, als Tankstellenwartin…. . Ihr Mann, mein Vater, verprügelte sie ständig. Er trank täglich. Mich schlug er nie. Sie trennte sich von ihm, als ich gerade einmal neun war. Damals spielte Alkohol keine Rolle bei ihr. Doch als ich zwölf wurde. Zu Beginn machte sie sich mit Freunden, später immer mehr allein eine Flasche auf und trank ein oder zwei Bier.
Dann mit der Zeit wurden es mehr. Schleichend ersetzte sie Getränke wie Wasser, Tee oder Kaffee mit Bier und Schnaps. Ab dieser Zeit veränderte sich ihr Leben. Sie wechselte häufig ihre Männerbekanntschaften. Ihre Beziehungen zerbrachen. Sie hielten zuletzt nie länger als wenige Wochen. Immer wieder beschwor sie: `Dieser Mann ist meine große Liebe`. Es war immer eine Lüge. Sie belog mich wie sich. Zuletzt suchte sie vergeblich eine neue Stelle. In dieser Zeit ging sie viel aus, traf sich mit Männern, suchte Ablenkung, trank, trank und trank. Auf dem Höhepunkt der Sucht griff sie nach mir und zog um, ihre und meine Freunde und Sachen immer zurücklassend. Meine Freundinnen waren begeistert, was ich doch für eine moderne und offene Mutter hätte. Ich hasste sie! Sie hat mir die nötige Liebe entzogen. Handgreiflich ist sie nie geworden, allein gelassen hat sie mich. Mit vierzehn sprach ich sie auf ihr Alkoholproblem an, dass ihre Probleme mit den Jobs und Männern mit ihrem Alkoholkonsum tun haben, doch davon wollte sie nichts wissen, sie verdrängt ihre Alkoholsucht. Selbst wenn sie sich für mich fest vornahm, mir schwor, ab sofort mit dem Trinken aufzuhören, trank sie weiter. Manchmal ist sie um 3 Uhr nachts zitternd aufgewacht und hat die nächste Flasche aufgemacht. Ihren und auch meinen Freunden gegenüber stritt sie ab, wieder zu trinken, ging nicht mehr an die Tür und nicht mehr ans Telefon. Meine Mutter ist wieder auf der Flucht, auf der Flucht vor sich selbst, vor ihrer Alkoholsucht. Wir fahren auf einer der zahlreichen Landstraßen, die aus der Stadt führen. Wir lassen auch diese Stadt hinter uns zurück. „Susan, diesmal wird es klappen. Glaube mir!“ „Wohin?“ „Du wirst überrascht sein! Aufs Land!“ „Du kannst auf dem Land nicht leben. Noch nie hast Du je auf dem Land gelebt!“ „Na und. Dann lerne ich es eben!“ Solange sie nicht weiter zur Flasche greift, ist es mir egal wo wir leben. Doch was ist, wenn sie sich auch auf dem Land betrinkt? Dann ist es wie immer.
Sie vergisst oft, was sie zuvor versprochen hat und wir sitzen wieder in einem dieser dreckigen Mietshäuser. Sie schert in eine schmale Seitenstraße ein. Weit und breit ist nichts zu sehen, als diese grünen und satten Wiesen. Der Wagen stockt plötzlich. Sie hält den Wagen am Standstreifen an. „Ich schau mal nach, Susan. Bleib ruhig im Wagen!“ Sie steigt aus, geht nach vorne zum Wagen und öffnet die Motorhaube. Plötzlich erschrecke ich. Da rief irgendjemand „Hallo.“ Wieder, eine leise, piepsende Stimme. „Hallo“ Doch sehe ich weit und breit keine Menschenseele. Ein Auto fährt dicht an dem unseren heran. Er hält direkt hinter uns. Ein verdammt gut aussehender Mann steigt aus dem Wagen. Er ist recht muskulös, sportlich, gerade gebaut und groß. Ihm stehen seine verwaschenen Jeans und verschmutzten Turnschuhe. Über sein Hosengürtel trägt er ein Baumwollhemd. Er hat ein sehr freundliches und natürliches Gesicht, trägt locker fallende Haare, ungestsylt. Er trägt kein Schmuck, nicht mal eine Armbanduhr. Meine Mutter wirft ihm einen anzüglichen Blick zu. Meine Mutter ist eine schlanke Frau Ende 40, der man eine solche Geste nicht zutrauen würde. Ihre langen braunen Haare hat sie zu einem Zopf geflochten. Ihre Lippen sind zartrosa geschminkt, die Augenbrauen gezupft. Nichts verrät, dass meiner Mutter in den letzten Jahren nichts wichtiger war als der Alkohol1, auch ich nicht. Vernachlässigung und Verwahrlosung sind eines der zahlreichen negativen Folgen von Alkoholmissbrauch. Die Anwendung von Gewalt im hohen Maße ebenso. Ich war von meiner Mutter mir selbst überlassen worden. Meine Interessen kamen zu kurz. Und wenn ich mich hier an einem Artikel erinnere, das zum Thema Alkohol feststellte das offiziell 3 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Probleme im Umgang mit Alkohol (Jahr 2018) hatten Deutschland ist ein Hochkonsumland in Sachen Alkohol (Deutsches Ärzteblatt).
Der Verbrauch von Reinalkohol pro Kopf im Alter ab 15 Jahren betrug 10,7 Liter im Jahr 2018. Die Alkoholindustrie gab vom Jahr 2019 575 Millionen Euro durch den Verkauf von Alkohol zum Jahr 2019 609 Millionen Euro aus. In der Zeit vom 2000 zu 2020 nahm sie um die 2.185 Millionen Euro ein. Mehr als das Dreifache ihrer Werbungskosten. Eine frühere Schätzung aus dem Jahr 2002 ermittelte etwa 74.000 Todesfälle durch den Mißbrauch von Alkohol. Das wäre so, als würde die komplette Bevölkerung Bayreuths `74.048` am Ende des Jahres versterben Der wirtschaftliche Schaden - direkt durch Behandlungskosten beim/bei Arzt/der Ärztin, Krankenhaus- und Klinikaufenthalte, Medikamente und durch indirekte Kosten Produktionsausfall, Arbeitslosigkeit, Frühverrentung oder durch vorzeitigen Tod betragen 57.04 Milliarden Euro (Deutsche Hauptstelle für Sucht - DHS Jahrbuch Sucht 2020).
Der Vorfall mit der Stimme kommt mir ins Gedächtnis zurück, als ich einen Jungen, zirka in meinem Alter, auf dem Rücksitz des anderen Fahrzeugs bemerke. Er öffnet die rechte Wagentür, steigt aus und geht direkt auf unseren Wagen zu. Verflucht. Was geschieht hier? Mutter ist damit beschäftigt, mit dem jungen Fahrer, der wie Mutter mit dem Kopf unter der Motorhaube verschwunden ist, keck zu flirten. Der Junge geht um den hinteren Teil unseres Fahrzeuges herum. Jetzt steht er neben mir an der Beifahrerseite. Es würde mich nicht wundern, wenn er jetzt eine Pistole zöge. Zwei Frauen sind für zwei junge Männer eine leichte Beute - eine interessante noch dazu. Plötzlich ist er verschwunden. Ich habe nur für einen Moment nicht auf den Teenager geachtet und nun das. Mist. Wo ist er? Ich kurbele mein Fenster herunter und schaue herunter. Da hockt er. Ich nehme allen Mut zusammen und schaue auf den Boden neben dem Wagen zu dem Teenager, der dem Fahrer sehr ähnlich sieht, herunter. Er schaut zu mir hoch. „Habt Ihr nicht gehört?!“ „Wie bitte?“ „Hier!“ Und hält mir einen glitschigen Frosch direkt vor die Nase. Spinne ich? Verunsichert schau ich ihn an. „Der Frosch!“ „Ja, der Frosch“, schießt es wütend aus mir heraus. Und?“ „Hast du ihn nicht rufen hören?“ Meine Angst äußert sich in einem wahrhaftigen Wutausbruch. „Erst mich in Angst versetzen und dann diese blöde Frage?!“, werfe ich dem Jungen an dem Kopf. Doch er setzt den Frosch auf eine Wiese und geht zurück zu dem Wagen, auf dessen Rücksitz er eben noch gesessen hat. Der Fahrer, der vermutlich sein Vater zu sein scheint, folgt ihm mit nun völlig verschmutzten Fingern, steigt wie der Teenager in den Wagen und beide fahren davon. Meine Mutter knallt die Haube des Wagens herunter und setzt sich wieder ans Steuer. „Verdammt toller Kerl! Wir sollen ihn morgen Mittag besuchen, Susan. Er wohnt mit seinem jüngeren Bruder auf einer Farm ganz in der Nähe. Ihre Eltern sind bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall ums Leben gekommen.“ „Und wo bleiben wir?“ „Sieh nur! Er gab mir diese Adresse. Das ist die Anschrift einer Frau, die im nächsten Dorf ein Häuschen vermietet. Was hältst du davon?“ „Wir bleiben, bis wir von da wegziehen müssen.“ antworte ich ihr. „Nein, dort bleiben wir für immer!“ So fängt es immer an, bis, ja bis wir eben doch wieder fortziehen. Wir fahren und sprechen mit der Hausbesitzerin und fahren mit den Schlüsseln in der Hand bei einem Supermarkt vorbei. Dass wir Lebensmittel brauchen, ist klar, was ist, wenn sie sich noch eine `Flasche` mitnimmt? Mit zwei großen Papiertüten kommt sie aus dem Supermarkt. Männer aus dem Dorf beobachten, wie meine Mutter die Tüten über die Straße zum Wagen trägt. Sie kann es nicht lassen, dabei mit ihrem Hintern zu wackeln. Sie ziehen sie mit ihren Blicken geradezu aus. Sie sieht verdammt gut aus, aber warum muss sie immer und überall so billig auftreten. Das Haus, in das wir einziehen, ist nett und sauber. Wir richten uns ein. Komisch. Keine Flasche in den Tüten. Wie lange hält sie das durch? Am darauffolgenden Tag fahren wir mit dem Wagen zum Haus der Brüder. Es ist ein kleiner und schmucker Altbau im Grünen. Es strahlt etwas Friedliches aus. In einem Haus auf dem Land zu leben, war für mich immer ein Lebenstraum. Altes Mauerwerk, frischer Putz, rote Ziegel – schon auf den ersten Blick sieht dieses Bauernhaus besonders einladend aus. Es muss einst zur landwirtschaftlichen Nutzung errichtet worden sein. Das Haus ist ein Hallenhaus, mit einem längs zum Dachfirst geteiltem Grundriss, wie ich es in vielen der Bücher lass, die das Leben auf einem Bauernhof beschrieben. An diesem historischen Haus gibt es ständig was zu sanieren, auszubessern, umzubauen.. . Außerdem müssen die Brüder, wie ihre Gäste weite Wege in Kauf nehmen, denn dieses Bauernhaus liegt weit entfernt von jedweder städtischen Zivilisation. Es ist von unterschiedlichen Tieren besiedelt, wie ich sehe. Von Ziegen, Kühen, Gänsen, Hunden, Schafen, Katzen, Enten… . Ein kleiner bunter Zoo. Keines ist festgebunden oder wird von Zäunen, Mauern usw. davon abgehalten, dahin zu gehen, wo es möchte. Ich sehe, wie eine weiß braun gefleckte Ziege auf einem Klettergerüst für Ziegen steht. Ziegen klettern für ihr Leben gern. Ich blicke auf einen Haufen alter Gerüst -und Putzböcke. Holzleisten liegen auf alte Gerüstbohlen. Sie sind mit den Holzbohlen verschraubt, damit die breiten Holzlatten nicht wegrutschen, und die Ziege in die Tiefe fällt. Es taucht noch eine auf, mit frischem Gras in seinem Maul.
Die Ziege auf dem Klettergerüst hat Ihre Freude, ich sie beim Zuschauen. Ich beobachte sie beim Rauf-und Runter gehen. Ich entdecke einen kleinen See, in dem sich Graugänse befinden. Der See ist dicht von Schilf und einem Wald umgeben, so dass die Gänse sich beim Brüten gut darin verstecken können. An alles haben die Brüder gedacht, wenn es um `ihre` Tiere geht. Mich wundert, als ich ein Huhn auf eine Wolldecke vor einem Hühnerstall sitzen sehe. Eine Schnüffelnase kommt auf mich zu und wedelt mit seinem Schwanz. Es ist einen Hündin, ein Colli. Ihr Fell ist voluminös, und ihr Kopf elegant. Ich genieße die Atmosphäre eines ursprünglichen Hofguts, wie dieses hier. Am eigenen angelegten See, umgeben von Wäldern und Wiesen. Ich kann meine Gedanken freien Lauf lassen. Der Platz bietet die Möglichkeit, um mit anderen am Lagerfeuer zu sitzen und zu erleben wie die Sonne über dem See versinkt. Ich sehe noch so viele Dinge…. . Als wir das Haus betreten, bekomme ich einen riesigen Schrecken. Überall schnattert, zwitschert und grunzt es hier. Gänse watscheln von einem Raum in den anderen. Eine ausgewachsene Sau kommt auf mich zu. Wie selbstverständlich werden wir von dem älteren der Brüder an einen langen und bereits gedeckten Tisch gebeten. Ich komme mir hier vor, als stünde ich in einem Zoogeschäft, nur das keines der Tiere, die ich sehe, in Käfigen oder Aquarien sein Leben zu fristen hat.1 Für gewöhnlich werden Zootiere einige Haustiere wie vor allem Nutztiere und Versuchstiere in Käfigen, Boxen oder Terrarien gegen ihren Willen eingesperrt und gequält Oftmals Lebenslang Zu unserer Unterhaltung ins Zoos, in Ställen und Käfigen für unsere Ernährung, daheim für unser Sozialleben und in Labore für Kosmetik, Hygieneartikel oder für die Bekleidungsindustrie und in Tiertransporten um die Welt. Allein für Tierversuche wurden allein 2017 264.000 Tiere für Tierversuche eingesperrt. Mäuse, Ratten, Hamster, Meerschweinchen, Katzen, Hunde.
Allein in Deutschland sterben und sterben im Jahr 2019 in der Massentierhaltung ca. 763 Millionen Tiere. Allein diese Zahlen erschreckten mich. Doch wie sieht es tatsächlich um die Tiere aus. Ich denke dabei an den Begriff: `Animal Horting`, das Sammeln von Tieren daheim und das halten dieser vor allem exotischer Tiere. Sie sollen nicht selten katastrophal sein. Wir sitzen zu viert vor unseren Tellern und essen. Der Bruder des Fahrers stellt sich mir und meiner Mutter als „Brian“ vor. Plötzlich bittet er, in Richtung eines auf einem alten Sessel hockenden Kaninchens blickend, diesen darum, Platz für Borny, dem Kanarienvogel, zu machen, der versucht, auf den Sessel zu gelangen, aber von Borny daran gehindert wird. Das Kaninchen antwortet Brian: „Gleich!“ Geschockt schaue ich in Brians Gesicht. „Brian, ich denke du hast eine Freundin gefunden“ „Mit etwas Übung.
Rezension:
Die mehrheitlich ernsten Geschichten eignen sich zum Vorlesen und zum Nachdenken. Sie beschreiben Schicksale. Die Sechzehn Geschichten enden mit einem offenem Schluss – mit Fragen an die Leser*innen, die Bezug zum Inhalt der jeweiligen Geschichten haben. Die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen: Magersucht, Alkoholismus, Verwahrlosung, Misshandlung. Die Geschichten werden phantasievoll entwickelt, deuten auf die Stärken aber auch auf die Probleme der Menschen erklärend hin. Die Erzählweise und der Schreibstil begeistert. Die Geschichten sind kurz oder lang genug, um die Wirksamkeit der Themen aus dem Alltag, dem Leben hervorzuheben. Doch wer ein Buch vor allem mit heiteren Geschichten sucht, liegt hier falsch. Es ist ein Buch mit Tiefgang.